Bremerhaven


Nach 8 Jahren wars mal wieder Zeit für 5 Tage Urlaub. Diesmal zog es mich gen Norden ans Wasser, weshalb ich vom 27.-31. Oktober 2014 Bremerhaven besuchte.


Bremerhaven

Warum Bremerhaven? Nun, zum einen sollten die Kosten überschaubar bleiben, klassische Urlaubsgebiete fielen damit raus. So gern ich z.B. Sylt auch wieder einmal besuchen würde, war dies fürs erste keine Option. Zum anderen verbinde ich den Urlaub gerne mit Besichtigungen, ich möchte mehr mitnehmen als die reine Erholung. Und was das angeht, hatte ich es in Bremerhaven vor allem auf das Schifffahrtsmuseum abgesehen.

 

Unterkunft

 

Mein Hotel lag nur einen kurzen Spaziergang von den Havenwelten entfernt. Gebucht hatte ich ein kleines und deshalb günstiges Zimmer im Dachgeschoss. Da das Hotel zu dieser Zeit aber nicht gut besucht war, bekam ich eine etwas größere Variante zum gleichen Preis. Außer Bett, Fernseher, Tisch und einem kleinen Bad gibt es hier nichts zu berichten. Ich hatte allerdings auch nicht vor, mich dort groß aufzuhalten.

 

Gänzlich überrascht war ich hingegen vom Restaurant des Hotels. Wenige Tische, rotierende Bedienung und kein herausragendes Ambiete liessen zunächst nichts Besonderes vermuten, weshalb ich die ersten zwei Tage auswärts speiste. Eine Entscheidung, die ich sofort bereute, als ich danach ein überaus geniales Jägerschnitzel und Schollenfilet genießen durfte. Einfache Gerichte, doch hervorragend zubereitet, alle Beilagen selbst gemacht und geschmacklich in einer Klasse, wie ich sie seitdem nicht mehr erlebt habe.

 

Deutsches Schifffahrtsmuseum

 

Wie eingangs bereits erwähnt, besuchte ich als Erstes das DSM und wurde nicht enttäuscht. Das Museum enthält eine große Anzahl von Schiffen, Modellen und Schiffsteilen samt dazugehöriger Geschichte, deren Aufzählung den Rahmen dieses Berichts sprengen würde. Daher möchte ich nur die Highlights hervorheben. Im Museum ist dies zweifellos eine aufwändig geborgene und restaurierte Hansekogge aus dem Jahr 1380. Im Museumshafen befanden sich jedoch noch weitere Schätze.

 

Dazu gehört zunächst das U-Boot "Wilhelm Bauer", das man auch betreten und erkunden kann. Was ich jedem raten würde, der noch entsprechend rüstig ist - denn das U-Boot ist naturgemäß eng, die Mühe aber wert. Ebenfalls hatte ich noch Gelegenheit, die Barke "Seute Deern" zu besichtigen, die mittlerweile leider nach mehreren Unfällen rückgebaut werden musste. Dazu kamen noch diverse weitere Schiffe - das Feuerschiff "Elbe 3", der Hochsee-Bergungsschlepper "Seefalke", der Hafenschlepper "Stier" und der Walfänger "Rau IX" sind mir besonders in Erinnerung geblieben.

 

Auswandererhaus

 

Das Auswandererhaus ist in Bremerhaven historisch verankert und beschreibt die Geschichte der Stadt als einer der größten Auswanderungshäfen im 19./20. Jahrhundert. Das Museum war recht talentiert darin, Szenarien zu erschaffen, welche den Besucher diese Zeit live miterleben lassen inklusive einer zeitgemäßen multimedialen Präsentation der Geschichten echter Auswanderer. Dazu kam eine wohldosierte Kritik mit Ansätzen zum Nachdenken, die mich in der Form im Jahre 2014 durchaus berührt hatte, wenngleich viele Darstellungen schon damals eindeutig politisch gefärbt waren.

 

Mittlerweile wurde die Ausstellung jedoch um generelle Migration und Deutschland als Einwanderungsland mit zeitgemäßerem Kontext erweitert. Die politische Färbung gerät hier zum Mantra und hat augenscheinlich das Maß verloren, das die originale Ausstellung noch auszeichnete. Aber ich will hier nicht vorschnell urteilen, solange ich die neue Ausstellung nicht selbst gesehen habe, bleibt das nur eine Einschätzung.

 

Klimahaus

 

Das Klimahaus ist als klassisches Erlebnishaus konzipiert und verfolgt im Grunde zwei Ansätze. Der primär spürbare Inhalt besteht aus dem Erleben der unterschiedlichen Klimazonen der Erde, die ihrerseits durch zahlreiche Erlebnisgeschichten präsentiert werden. Das gelingt äußerst überzeugend, der technische Aufwand für die Erzeugung der entsprechenden Temperaturen und Luftverhältnisse muss erheblich sein. Die Geschichten dahinter lassen sich dadurch auch besonders gut nachvollziehen, die Reise durchs Klimahaus gleicht einer Reise über die Kontinente der Erde.

 

Der zweite Ansatz besteht im Dokumentieren des menschgemachten Klimawandels und findet begleitend zu den Klimazonen statt sowie mit etwas mehr Substanz am Ende der Reise. Zwar ist dieser Aspekt eindeutig politisch gefärbt, allerdings mit sehr viel wissenschaftlichem Material unterfüttert. Es wird also durchaus mehr dargeboten als nur der erhobene Zeigefinger; man kann sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzen ohne dem Eindruck zu unterliegen, zu einer bestimmten Meinung bekehrt zu werden.

 

Ähnlich wie beim Auswandererhaus hat man es jedoch mittlerweile dahingehend übertrieben, dass man eindeutig dazu auffordert, die kommende Bundestagswahl zur Klimawahl zu machen und alle anderen Elemente einer Wahlentscheidung auszublenden. Dies schließt eine Bewertung aller Parteien zum Thema Klima ein, obgleich keine eindeutige Präferenz gegeben wird. Dem Klimahaus scheint nur daran gelegen, dass "pro Klima" gewählt wird. Dennoch geht das über die Aufgabe eines Museums oder Erlebnishauses weit hinaus.

 

Sehenswertes

 

Auch sonst gab es jedoch viel zu sehen. Dazu gehört das Auswanderer- und Gründerdenkmal, das sehr eindrucksvolle Atlantic Hotel, der Radarturm und natürlich der Zoo am Meer. Auch das Einkaufszentrum Mediterraneo hatte es mir sehr angetan - ein Rundell mit zahllosen Geschäften am Rand, während in der Mitte rund um einen Brunnen Tische und Stühle eines Restaurants standen.

 

Wesentliche Merkmale Bremerhavens sind zudem die Lloyd-Werft und die Containerterminals. Diesen großflächigen Bereich konnte man natürlich nicht direkt besuchen, aber es war möglich, im Rahmen von zwei Hafenrundfahrten einen Blick darauf zu erhaschen. In meinem Fall war dieser aber durch Nebel getrübt und hatte nicht wirklich gute Bilder zur Folge. Die Hafenrundfahrt selbst hatte mir aber sehr gefallen.

 

Fazit

 

Ich habe aus Bremerhaven viele Eindrücke mitnehmen können und meine Zeit dort genossen. Herausragendes Merkmal sind jedoch die Havenwelten und ihre Museen, als Erholungsgebiet ist Bremerhaven ungeeignet. Zwar ist der Überseehafen abgesperrt, doch der industrielle Charakter der Stadt lässt sich nicht verleugnen. Gleichwohl macht Bremerhaven hierbei einen weitaus besseren Job als Wolfsburg und weiss seine Vorteile zu nutzen.

 

Das Auswandererhaus und Klimahaus waren mir zu politisch gefärbt. Sie sind aber dennoch einen Besuch wert, wenn man für sich auswählt, was man daraus mitnimmt und was nicht. Für seine Reiseplanung ist es allerdings zu empfehlen, einen Ausgleich zu den Museen einzuplanen, weil es schnell zu viel werden kann. Die Hafenrundfahrten sind dafür durchaus geeignet.

 

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Letzte Änderung: 28.08.2021