Heimbüro - PC out?


Seit Jahren schon wird das unvermeidliche Aus des klassischen PC-Büros gebetsmühlenartig propagiert. An seine Stelle seien immer kleinere Geräte getreten, die aufgrund ihrer Größe die gleiche Arbeit bei geringerem Platzverbrauch erledigen würden. Und doch war während der Home-Office Tendenz aufgrund von Corona ein starker Anstieg an PC-Arbeitsplätzen im Heimbereich zu verzeichnen. Was also ist dran an den Behauptungen?


Home Office mit allen Optionen

Nun, unstrittig ist natürlich, dass für reine Bürotätigkeiten in aller Regel keine große Leistung benötigt wird. Selbst 20 Jahre alte Prozessortechnologien langweilen sich bei reinen Office-Tätigkeiten. Es sind in aller Regel andere Gründe, die spätestens nach 10 Jahren einen Rechnerneukauf erfordern. Bei den kleineren Geräten ist es gleichwohl nicht ganz so lange her, seitdem dies möglich ist. Doch schauen wir uns die Alternativen einmal genauer an.

 

Hauptgeräte

 

Der Hauptvorteil des PCs bestand ursprünglich in seinem modularen Aufbau und insbesondere den internen Erweiterungsmöglichkeiten. Bis auf Schnittstellenkarten und die Möglichkeit mehrerer Grafikkarten ist davon jedoch nicht viel übrig geblieben. Externe Einschübe werden kaum noch benötigt, lediglich interne Kapazitäten für Festplatten und SSDs stellen einen klaren Vorteil dar. Für reine Bürorechner spielt das jedoch keine große Rolle, zumal Speicherkapazitäten außerhalb des Hochleistungsbereichs einfach durch Lösungen über USB und WLAN ersetzt werden können. Der große Nachteil des PCs ist jedoch, dass er in aller Regel als feste Arbeitsplatzinstallation mit Tisch, Stuhl und Monitor ausgeführt ist. Unabhängig von der Nutzungshäufigkeit dominiert er somit den jeweiligen Raum.

 

Aus diesem Grunde hat sich schon viele Jahre mit Notebooks, Netbooks und jetzt Convertibles (Surface) eine mobile Alternative etabliert. Diese Geräte sind nur begrenzt modular (mit stark abnehmender Tendenz) und an eine feste Bildschirmgröße gebunden. Abhängig vom Modell stehen sie dem PC in Sachen Konnektivität aber in Nichts nach, sofern man externe Optionen miteinbezieht. Entsprechende Modelle können ohne Probleme einen zusätzlichen Monitor und externe Bediengeräte verwenden. Es ergeben sich jedoch zwei gravierende Nachteile, die je nach Modell unterschiedlich ausgeprägt sind. Zum einen ist dies der Akku, der über kurz oder lang schlappmachen wird, was insbesondere bei rein stationärer Verwendung schneller geschieht als einem lieb ist. Der andere ist die Wärmeableitung, welcher im Notebook enge Grenzen gesetzt sind. In Summe ergibt sich eine wesentlich kürzere Lebensdauer als beim stationären Rechner. Der große Vorteil dieser Modelle ist jedoch die Mobilität - der Rechner lässt sich einfach einklappen und verstauen, als Grundlage reicht jeder beliebige Tisch aus. Wird das Büro nicht benötigt, verschwindet es aus dem Blickfeld.

 

Als aktuellster Vertreter des modernen Büro-Ersatzes müssen auch noch Tablets und Smartphones erwähnt werden. Insbesondere Apples iPad Pro und vergleichbare Geräte haben schon länger die dafür nötigen Mehrkernprozessoren und auch die Softwarebasis, um diese effektiv zu nutzen. Diese Geräte sind in der Regel weder modular noch bieten sie hinreichende Konnektivität. Externe Lösungen können nur über Bluetooth und WLAN integriert werden, was für einige Anwendungsgebiete nicht ausreicht. Größter Kritikpunkt ist jedoch nachwievor die fehlende Software. Klassische Büroanwendungen liegen wenn überhaupt nur als reduzierte Version vor oder existieren gar nicht erst, über spezialisierte Anwendungen braucht man nicht zu reden. Sie sind jedoch eine leichtgewichtige Alternative für einfache Anwendungsfälle und bisweilen auch als Remote-Bediengerät einsetzbar.

 

Peripherie

 

Wer über ein Büro redet, kommt um die Erwähnung der Peripherie nicht herum. Das papierlose Büro ist zwar eine schöne Idealvorstellung, scheitert in der Praxis jedoch daran, dass nicht jedes Schriftstück entsorgt werden kann und nicht jeder Kontakt ausschließlich digital arbeitet.

 

Gleichwohl werden als Drucker mittlerweile auch mobile Varianten mit Akku angeboten, was diesem Trend folgt. An den Kennzeichen der Druckvarianten hat sich jedoch nichts geändert. Nachwievor sind Tintenstrahldrucker für den sporadischen Einsatz ungeeignet, weil die Tintenkanäle regelmäßig gereinigt werden müssen. Ebenso glänzen kompakte Drucker nachwievor durch billige Materialien, was speziell bei anspruchsvollem mechanischem Einsatz zum Problem werden kann. Komfortfunktionen wie Duplex, Grammaturen und Farblaser entfallen ohnehin. 

 

Bei den Scannern sind die Hersteller erfinderisch geworden und bieten sehr kompakte Varianten mit Akku an, die sogar beidseitig scannen können und zumindest bei A4-Seiten relativ zuverlässig arbeiten. Abhängig vom Scanvolumen können diese Geräte für ein sporadisches Büro durchaus hinreichend sein und profitieren von der Software der größeren Geschwister.

 

Fazit

 

Der Umstieg auf ein sporadisches und/oder mobiles Büro ist durchaus möglich. Bei den Hauptgeräten orientiert sich die Auswahl an der präferierten Bildschirmgröße und dem Softwareangebot. Bei der Peripherie ist die Nutzungshäufigkeit und speziell beim Drucker der Qualitätsanspruch entscheidend. Der "Sweet Spot" wird im Mobilbereich momentan von den Convertibles besetzt. Diese Geräte (Surface) haben allerdings auch den höchsten Preis aller hier vorgestellten Möglichkeiten. Wenn man auf abnehmbare Displays als Solo-Tablet verzichten kann, gibt es allerdings auch preislich attraktive Varianten mit Notebook-Orientierung (Scharnierlösung).

 

Hat der PC als Arbeitsplatz also ausgedient? Nein, ganz sicher nicht. Es hängt letztlich davon ab, wie oft das Büro benötigt wird. Ein fest installiertes Büro ist aufgeräumter, ergonomisch und letzten Endes in jedem Aspekt leistungsfähiger. Bis auf den Platzbedarf müssen keine Kompromisse eingegangen werden und der Einsatz langlebiger Geräte ist möglich, die auch eine höhere Leistungsfähigkeit haben. Aufgrund dieser Merkmale war ein mobiles Büro als Corona-Home Office auch ungeeignet und führte zum Anstieg der PC-Verkäufe.


PC-Workstation mit zwei Bildschirmen Laptop auf normalem Tisch Tablet als Hilfsmittel


Veröffentlicht:
01.08.2021
Letzte Änderung: 21.01.2022